Dose in der Tasche haben; wer aber Tabakskauer sehen will, gehe nur
auf die Schiffe zu den Matrosen, gehe nach Nordamerika, wo gar
reputirliche Leute es nicht für ekelhast halten, die saftigen braunen
Tabaksknollen im Munde zu führen! Ein wahres Tabaksfieber hat sich
über die ganze civilisirte und uncivilisirte Well verbreitet; der Türke
und Chinese, der Araber wie der Mongole raucht mit dem feinen
Pariser, dem deutschen Studenten und Handwerksburschen um
die Wette. Alles raucht, schnupft, kaut Tabak. Nicht zu zählen sind
die Millionen von Cigarren, die alljährlich von jungen und alten Leuten,
in dem Munde halb zerkaut, dem Feuer übergeben werden und in einen
Rauch ausgehen, der nicht bloß die Augen verdirbt, sondern die Luft
in Stuben und Gärten mit den Dünsten der verbrannten Tabaksblätter
aus Havanna, Virginien, Portorico u. s. w. verpestet! Nicht zu
zählen sind die Tausende von Tabakssorten, von dem Portorico und
Varinas bis zu dem Dreikreuzerpäckchen des österreichischen Drei-
königstabaks und den gedrehten Rollen des Berliner Kraustabaks
herab, welche der erfinderische Menschengeist mit tausend sonderbaren
Namen und Etiketten versehen hat!
Seitdem im Jahre 1585 die Engländer zum ersten Male bei den
Wilden in Virginien (in Nordamerika) thönerne Pfeifen gesehen, begann
auch in Europa das Rauchen. Es half nichts, daß der damalige fran-
zösische Gesandte am portugiesischen Hofe seiner Königin Katharina von
Medicis die Pstanzenblätter nur als Heilmittel für Wunden geschickt
hatte; man hatte einmal angefangen zu rauchen, und die strengsten
obrigkeitlichen Befehle und Abmahnungen der Ärzte waren nicht im
Stande, diese Unsitte zu verdrängen! Leider raucht und schnupft man
jetzt allgemein, und selbst das Rauchen auf den Straßen ist in vielen
Städten jetzt erlaubt. Man hat auch versucht, das für Ankauf des
Tabaks außer Landes gehende Geld durch Tabakspflanzungen im Lande
zu behalten, und zieht in der Pfalz, in Ungarn und in Sachsen
Tabak; allein noch immer werden als die besten die amerikanischen
Tabaksblätter, wohl getrocknet und in ungeheuern Fässern fest verpackt
bei uns eingeführt. Die Hauptsachen sind allerdings dann die Beizen
oder Saucen, welche erst die bittere, ekelhafte Schärfe des Tabaks
— der eigentlich zu den Giftpflanzen gehört — mildern sollen, und
oft das Geheimniß der Tabaksfabriken sind. Man gebraucht dazu
Salmiak, Potafche, Kochsalz, Honig, Syrup, Thee und
Pflaumenbrühe, oft auch giftigen Bleizucker — was kümmert das
den echten Tabaksraucher und Tabaksschnupfer! Das Rauchen und
Schnupfen ist einmal eine liebe Gewohnheit und „die Gewohnheit
ist ein Tyrann".
30. Das Zuckerrohr.
Das Zuckerrohr wächst in Asien, Afrika und Sicilien wild
und wurde von letzterem Lande nach Westindien gebracht. Rach der
Verschiedenheit des Bodens wird es 2 bis 4™ hoch und 5zm
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Medicis
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
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54
§ 28. iüolfsleben im 17. und 18. Jahrhundert.
4. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die
meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs Uv. folgte.
Aber er förderte auch die Wissenschaft und die Kunst. In Halle gründete
er eine Universität und begünstigte August Hermann Francke, den
Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Nach Berlin
rief er den großen Gelehrten Leibniz, den ersten Leiter der neugegründeten
Akademie der Künste, der sich der Freundschaft der anmutigen und
geistreichen Königin Sophie Charlotte erfreute. Der König ließ in
Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus erbauen und das Reiter-
standbild des Großen Kurfürsten errichten.
8 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Das deutsche Volksleben hatte sich im Mittelalter kräftig entwickelt.
Wohlstand und eine gewisse Behäbigkeit waren auch im einfachen Bürger-
hause zu finden. Das Reformationszeitalter hatte auch auf das geistige
Leben des Volkes anregend gewirkt. Man war in jener Zeit zu der Er-
kenntnis gekonmien, daß auch dem gemeinen Manne ein gewisser Grad von
Bildung notwendig sei; darum hatten Fürsten und Städte begonnen, hohe
und namentlich auch niedere Schulen zu gründen. Aber durch die unseligen
Religionsstreitigkeiten war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ein Still-
stand eingetreten.
2. Der furchtbare Dreißigjährige Krieg zerstörte nicht allein die Wohl-
habenheit des deutschen Volks, sondern raubte demselben auch viele schöne
Tugenden. Kirchen und Schulen waren zerstört oder standen verödet, und
das Volk, wie seine Gelehrten und der Adel begannen die Franzosen in
Sitte, Sprache und Tracht nachzuäffen. An den deutschen Fürstenhöfen
galt der üppige Hofhält Ludwigs Xiv. als Vorbild. Prachtbauten und
Gartenanlagen wurden in französischem Geschmack ausgeführt, und eine
Festlichkeit jagte die andere. Die Steuern wuchsen zu kaum erschwingbarer
Höhe, und doch hatte das Land keinen Vorteil von den vermehrten Ein-
nahmen. Die Unterhaltungssprache war die französische, und geldgierige,
leichtsinnige Franzosen waren die Vertrauten der Fürsten. In dem allen
macbten die meisten der Hohenzollernfürsten eine rühmliche Ausnahme. Der
Große Kurfürst war ein echt deutscher Mann und Friedrich Wilhelm I. ge-
radezu ein Feind alles französischen Wesens.
3. Der deutsche Adel war durch den Dreißigjährigen Krieg verarmt.
Mit der Wohlhabenheit schwand bei vielen Adligen der alt-ritterliche, helden-
hafte Sinn. Nicht mehr im ernsten Waffendienste wuchs der Junker heran,
sondern er zog nach Paris, um dort französische Sprache und Sitten zu
lernen. Heimgekehrt zeigte er ganz offen seine Verachtung der guten Sitten
aus der Väter Zeit und führte ein leichtsinniges, oft lasterhaftes Leben,
wie er es am französischen Hofe gesehen hatte. Vielfach trieb ihn seine
verhältnismäßige Armut und die Sucht nach Titeln und Orden an den
Hof des einheimischen Fürsten, wo er ja im kleinen das fand, was er in
Frankreich kennen gelernt hatte: Hoffeste im französischen Stile, steife Um-
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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§ 30. Friedrich Ii., der Große.
russischen Befehlshaber, noch einige Tage bei ihm zu bleiben, und in dieser
Zeit schlug er die Österreicher bei Burkersdorf (die Russen nahmen am
Kampfe nicht teil). Auch sein Bruder Heinrich erfocht bei Freiberg in
Sachsen einen Sieg. „Nun schlossen auch Schweden und Frankreich mit
Preußen Frieden, und Österreich mußte endlich auch in den Frieden willigen,
der zu Hubertusburg, einem sächsischen Jagdschlösse, am 15. Februar
1763 abgeschlossen wurde. Friedrich behauptete Schlesien. Sein Ruhm aber
erscholl in alle Lande, sein Wort wurde ausschlaggebend im Rate der Fürsten,
und Preußen galt von nun ab als Großmacht.
E. Friedrichs Friedenswerke.
1. Schon vor dem Siebenjährigen Kriege sorgte Friedrich für die
Hebung des Wohlstandes in seinem Lande. Er sah sich als den „ersten
Diener" seines Staates an und arbeitete darum mit der allergrößten Pflicht-
treue. Davon zeugt sein eigner Ausspruch: „Der Fürst ist nur der vor-
nehmste Diener seines Volkes. Daß ich lebe ist nicht notwendig, wohl aber,
daß ich tätig bin." Seine Zeit hatte er sorgsam eingeteilt, und sein
Tagewerk begann er im Sommer schon früh um drei Uhr und um vier Uhr
im Winter. Während des Vormittags las er die eingegangenen Berichte,
hielt Beratungen mit seinen Räten, erteilte Audienzen, und dann ritt oder
ging er zur Parade. Um zwölf Uhr speiste er zu Mittag und liebte dabei
geistreiche Unterhaltung. Nach der Tafel blies er die Flöte und unter-
zeichnete die Schriftstücke, die seine Räte ausgearbeitet hatten. Nach der
Abendmahlzeit erfreute er sich an der Unterhaltung mit gelehrten Männern
und an musikalischen Aufführungen, an denen er oft selbst teiluahm. So
lebte er regelmäßig des Winters zu Berlin oder Potsdam und des Sommers
in dem von ihm erbauten Schlosse Sanssouci. — Besonders gern ver-
kehrte er mit gelehrten Franzosen; so zog er den berühmten Voltaire
(Woltühr) an seinen Hof, den er aber später wieder entlassen mußte, weil
derselbe gar zu geizig und streitsüchtig war.
2. In dem Siebenjährigen Kriege hatte Preußen furchtbar gelitten.
Aberder große König sorgte nach dem Frieden für schnelle Heilung der
Schäden durch die allergrößte Sparsamkeit und durch vortreffliche Ver-
ordnungen, von deren Ausführung er sich auf seinen alljährlichen Reisen
durch den Staat selbst überzeugte. Bald nach dem Friedensschluß öffnete
er seine Kornmagazine und gab den Landleuten Saatgetreide, auch ver-
schenkte er die nach der Abrüstung übrig gewordenen Pferde. Verarmten
Landstrichen erließ er auf einige Zeit die Steuern.
3. Sorge für die Landwirtschaft und den Bauernstand. Wie
sein Vater rief er viele Ansiedler in verödete Gegenden und verfuhr dabei
in planmäßiger Weise. Aus Hessen und Württemberg, wo der Ge-
treidebau in Blüte stand, ries er Ackerbauer, aus Holland Viehzüchter
und aus der Pfalz Leute, die den Obstbau verstanden. Er siedelte sie
da an, wo sie ihrer eigenartigen Beschäftigung nachgehen konnten. Die
sumpfigen Gegenden an der Oder, der Warthe und der Netze legte
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Heinrich Heinrich Freiberg Friedrich Friedrichs_Friedenswerke Friedrichs Friedrich Friedrich
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
4. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die
meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs Xiv. folgte.
Aber er förderte auch die Wissenschaft und die Kunst. In Halle gründete
er eine Universität und begünstigte August Hermann Francke, den
Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Nach Berlin
rief er den großen Gelehrten Leibniz, den ersten Leiter der neugegründeten
Akademie der Künste, der sich der Freundschaft der anmutigen und
geistreichen Königin Sophie Charlotte erfreute. Der König ließ in
Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus erbauen und das Reiter-
standbild des Großen Kurfürsten errichten.
§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Das deutsche Volksleben hatte sich im Mittelalter kräftig entwickelt.
Wohlstand und eine gewisse Behäbigkeit waren auch im einfachen Bürger-
hanse zu finden. Das Reformationszeitalter hatte auch auf das geistige
Leben des Volkes anregend gewirkt. Man war in jener Zeit zu der Er-
kenntnis gekommen, daß auch dem gemeinen Manne ein gewisser Grad von
Bildung llotwendig sei; darum hatten Fürsten und Städte begonnen, hohe
und namentlich auch niedere Schulen zu gründen. Aber durch die unseligen
Religionsstreitigkeiten war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ein Still-
stand eingetreten.
2. Der furchtbare Dreißigjährige Krieg zerstörte nicht allein die Wohl-
habenheit des deutschen Volks, sondern raubte demselben auch viele schöne
Tugenden. Kirchen und Schulen waren zerstört oder standen verödet, und
das Volk, wie seine Gelehrten und der Adel begannen die Franzosen in
Sitte, Sprache und Tracht nachzuäffen. An den deutschen Fürstenhöfen
galt der üppige Hofhält Ludwigs Xiv. als Vorbild. Prachtbauten und
Gartenanlagen wurden in französischem Geschmack ausgeführt, und eine
Festlichkeit jagte die andere. Die Steuern wuchsen zu kaum erschwingbarer
Höhe, und doch hatte das Land keinen Vorteil von den vermehrten Ein-
nahmen. Die Unterhaltungssprache war die französische, und geldgierige,
leichtsinnige Franzosen waren die Vertrauten der Fürsten. In dem allen
machten die meisten der Hohenzollernfürsten eine rühmliche Ausnahme. Der
Große Kurfürst war ein echt deutscher Mann und Friedrich Wilhelm I. ge-
radezu ein Feind alles französischen Wesens.
3. Der deutsche Adel war durch den Dreißigjährigen Krieg verarmt.
Mit der Wohlhabenheit schwand bei vielen Adligen der alt-ritterliche, helden-
hafte Sinn. Nicht mehr im ernsten Waffendienste wuchs der Junker heran,
sondern er zog nach Paris, um dort französische Sprache und Sitten zu
lernen. Heimgekehrt zeigte er ganz offen seine Verachtung der guten Sitten
aus der Väter Zeit und führte ein leichtsinniges, oft lasterhaftes Leben,
wie er es am französischen Hofe gesehen hatte. Vielfach trieb ihn seine
verhältnismäßige Armut und die Sucht nach Titeln und Orden an den
Hof des einheimischen Fürsten, wo er ja im kleinen das fand, was er in
Frankreich kennen gelernt hatte: Hoffeste im französischen Stile, steife Um-
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54
§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
4. Friedrichs Regierung war oft verschwenderisch, da er wie die meisten Fürsten seiner Zeit dem verderblichen Vorbilde Ludwigs Xiv. folgte. Aber er förderte auch die Wissenschaft und die Kunst. In Halle gründete er eine Universität und begünstigte August Hermann Francse, den Gründer des Waisenhauses daselbst, in seinen Bestrebungen. Nach Berlin rief er den großen Gelehrten Leibniz, den ersten Leiter der neugegründeten Akademie der Künste, der sich der Freundschaft der anmutigen und geistreichen Königin Sophie Charlotte erfreute. Der König ließ in Berlin das Königliche Schloß und das Zeughaus erbauen und das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten.
§ 28. Volksleben im 17. und 18. Jahrhundert.
1. Das deutsche Volksleben hatte sich im Mittelalter kräftig entwickelt. Wohlstand und eine gewisse Behäbigkeit waren auch im einfachen Bürgerhause zu finden. Das Reformationszeitalter hatte auch auf das geistige Leben des Volkes anregend gewirkt. Man war in jener Zeit zu der Erkenntnis gekommen, daß auch dem gemeinen Manne ein gewisser Grad von Bildung notwendig sei; darum hatten Fürsten und Städte begonnen, hohe und namentlich auch niedere Schulen zu gründen. Aber durch die unseligen Religionsstreitigkeiten war gegen das Ende des 16. Jahrhunderts ein Stillstand eingetreten.
2. Der furchtbare Dreißigjährige Krieg zerstörte nicht allein die Wohlhabenheit des deutschen Volks, sondern raubte demselben auch viele schöne Tugenden. Kirchen und Schulen waren zerstört oder standen verödet, und das Volk, wie seine Gelehrten und der Adel begannen die Franzosen in Sitte, Sprache und Tracht nachzuäffen. An den deutschen Fürstenhöfen galt der üppige Hofhalt Ludwigs Xiv. als Vorbild. Prachtbauten und Gartenanlagen wurden in französischem Geschmack ausgeführt, und eine Festlichkeit jagte die andere. Die Steuern wuchsen zu kaum erschwingbarer Höhe, und doch hatte das Land keinen Vorteil von den vermehrten Einnahmen. Die Unterhaltungssprache war die französische, und geldgierige, leichtsinnige Franzosen waren die Vertrauten der Fürsten. In dem allen machten die meisten der Hohenzollernfürsten eine rühmliche Ausnahme. Der Große Kurfürst war ein echt deutscher Mann und Friedrich Wilhelm I. geradezu ein Feind alles französischen Wesens.
3. Der deutsche Adel war durch den Dreißigjährigen Krieg verarmt. Mit der Wohlhabenheit schwand bei vielen Adligen der alt-ritterliche, heldenhafte Sinn. Nicht mehr im ernsten Waffendienste wuchs der Junker heran, sondern er zog nach Paris, um dort französische Sprache und Sitten zu lernen. Heimgekehrt zeigte er ganz offen seine Verachtung der guten Sitten aus der Väter Zeit und führte ein leichtsinniges, oft lasterhaftes Leben, wie er es am französischen Hofe gesehen hatte. Vielfach trieb ihn seine verhältnismäßige Armut und die Sucht nach Titeln und Orden an den Hof des einheimischen Fürsten, wo er ja im kleinen das fand, was er in Frankreich kennen gelernt hatte: Hoffeste im französischen Stile, steife Um-
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Extrahierte Ortsnamen: Berlin Berlin Ludwigs_Xiv Paris Frankreich
I
Geschichte.
53
Henker in ein Holzgestell
gesperrt und damit mehr-
mals unter das Wasser
getaucht. Um einen An-
geklagten zum Geständnis
zu bringen, wurde die
Folter angewendet. Ulan
klemmte seine Daumen
mitschrauben zusammen,
preßte seine Füße in
„spanische Stiefel" und
ließ durch den Henker noch
viele andre Grausam-
ieiten verüben. Nur
wenige Menschen konnten
solchen (Dualen wider-
stehen. Der Geständige
wurde hingerichtet. Die-
jenigen , welche durch
die Schmerzen nicht zu
einem Schuldbekenntnisse
zu bringen waren, be-
chielten oft für ihr gan-
zes Leben einen siechen
Hörper.
4. fahrender Volk.
Huf den Landstraßen Dcr Pran3*r.
herrschte ein reger Verkehr. Sie wurden von dem Kitter, dem Hausmanne, dem
fahrenden Schüler, von heimatlosen Geistlichen, sowie von pilgern belebt. Letztere
zogen oft in ganzen Scharen unter vorantritt von Spielleuten durch die Lande. Sie
trugen graue Hocke und breitkrämpige pilgerhüte. Hehrten sie aus dem heiligen
Lande zurück, so hatten sie gewöhnlich Palmwedel in den Händen. Wenn Hrank-
cheiten das Land verheerten, kamen noch Scharen von Männern und Frauen hinzu,
die durch öffentliche Bußübungen Gott versöhnen wollten und ihre nackten Hörper
mit Geißeln blutig schlugen. Das eigentliche „fahrende Volk" aber waren die
wandernden Sänger und Hünftler, sowie feit dem 12. Jahrhundert die Zigeuner.
Die Sänger waren nicht ritterlichen Standes wie die Minnesänger. In bunter,
auffallender Tracht zogen sie von Burg zu Burg, von Bauernhof zu Bauernhof,
zu Festen, Turnieren und Märkten und sangen ihre meist selbstgedichteten Lieder,
durch die sie das Gelächter und den Beifall der Menge zu erregen suchten. Sie
wurden mit Essen und Hleidung belohnt. Freigebigen Spendern fangen sie Loblieder,
geizige Zuhörer verspotteten sie öffentlich in Gedichten, die gewöhnlich mit den Worten
schlossen: „und er gibt nichts!" Manchmal unterrichteten sie wohl ein Burgfräulein
in Saitenfpiel und Gesang. Huch als Boten dienten sie und erzählten allerhand Neuig-
keiten; denn Post und Zeitungen gab es damals noch nicht. Besonders trugen sie auch
zur Verbreitung des deutschen Volksliedes bei, das zu jener Zeit in höchster Blüte stand.
Franke-Schmeil, Realienbuch. Rusg. A. I. Geschichte. 2. ctufl. (}.) 4
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TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]